Helgoländisch an der James-Krüss-Schule
Seit dem 2. Halbjahr des Schuljahres 2019/2020 findet leider kein Helgoländischunterricht mehr statt, da uns zurzeit keine Fachlehrkraft zur Verfügung steht.
Die Volkshochschule bietet Helgoländisch-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene (Kursleiterin: Manuela Bodschwinna), sowie die "Snakketaffel" (Kursleiterin: Bettina Köhn) an - siehe VHS-Programm.
Abstammung des „Halunder“
Ebenso wie auf den anderen nordfriesischen Inseln und auf dem Festland nördlich der Eider bis zur dänischen Grenze, wird auf Helgoland ein eigener friesischer Dialekt gesprochen, das Halunder. Friesisch stammt zusammen mit Englisch aus dem Nordsee-Germanischen und deshalb sind auch im Halunder ganz viele Worte zu finden, die im Englischen ähnlich sind bzw. sich gleichen.
Ein Beispiel: Man (Halunder) man (Englisch) Mann (Deutsch) Nicht immer ist die Aussprache gleich. In diesem Beispiel wird das Wort auf Helgoländisch genauso wie im Deutschen ausgesprochen.
Zur Entwicklung des Helgoländischen heute:
Auf Helgoland hat die Sprache durch die zwei Weltkriege und den damit verbundenen Evakuierungen sehr gelitten. Besonders der zweite Weltkrieg hat sich negativ ausgewirkt, da die Helgoländer auf dem Festland überall verstreut leben mussten und mit anderen Dialekten in Berührung kamen, diese dort erlernten, aber nicht mehr Helgoländisch sprachen. Deshalb wurde, anfangs noch zögerlich, aber ab den 70iger Jahren verstärkt Helgoländisch an der Schule gelehrt. Erwachsene können die Sprache innerhalb der Volkshochschule erlernen. Sprachkurse für Anfänger, Fortgeschrittene und die Snakketaffel für Sprecher werden in den Wintermonaten abends in den Räumlichkeiten der James-Krüss-Schule angeboten.
Die Situation hat sich seit Anfang der 80iger Jahre für die Inselkinder deutlich gebessert. Jetzt ist das Fach im Stundenplan fest eingebunden. Die Meisten kommen im Kindergarten mit dem Helgoländischen zum ersten Mal näher in Berührung. Leider können nur noch wenige Kinder zuhause die Sprache hören, wenn Mutter oder Vater sie noch beherrschen. Oft sind aber nur noch die Großeltern in der Lage fließend Helgoländisch zu sprechen.
Innerhalb des Unterrichts der Klassen 1 bis 4 wird ein helgoländisches Lehrbuch verwendet (Wi lear Halunder), was praktisch das Ergebnis vieler Unterrichtsstunden aus den vorangegangenen Jahren ist. Es ist Dr. James Packroß, Mina Borchert und Nils und Ritva Arhammar zu verdanken, dass die Worte der Sprache gesammelt und aufgeschrieben wurden. Besonders Professor Arhammar war hier sehr aktiv und stellte zusammen mit seiner Frau Ritva und Frau Borchert das Lehrbuch samt Grammatik zusammen. Hier wurde im Verbund mit den anderen Inseln eine verbindliche Schreibweise festgelegt. Als überwiegend gesprochene Sprache, war Helgoländisch vorher nie einheitlich geschrieben worden.
James Krüss und Helgoländisch
Der Namensgeber der Schule, der Kinderbuchautor James Krüss war ein hervorragender Dichter und hat Etliches auch auf Helgoländisch gereimt und geschrieben.
Zum Beispiel sind von ihm u.a. „Die Geschichten von Max und Moritz“ in die Inselsprache übersetzt worden. Die Klassen haben natürlich das Stück von Lehrer Lämpel aufgeführt, unterstützt mit den Zeichnungen von Wilhelm Busch.
Zu diversen Gelegenheiten, Jubiläen, Feiern, besonderen Feiertagen gehört das Helgoländische einfach dazu. Hier lernen die Kinder im Unterricht die Lieder, Gedichte oder Geschichten in der Inselsprache.
Unterricht:
An der James Krüss-Schule wird , sofern möglich, von der ersten bis zur vierten Klasse das Fach Helgoländisch angeboten. Klasse 1 sowie 2 haben eine Stunde pro Woche Unterricht, Klasse 3 und 4 je 2 Stunden. Ab Klasse 5 – 10 können die Schüler im Rahmen des Nachmittagsunterrichts an einer Helgoländisch-AG teilnehmen. Hier wird das Fach in einer Doppelstunde angeboten.
In der Halunder AG wird die Sprache immer verbunden mit Heimatkunde, einem besonderen Projekt und der Dokumentation dazu. Über die Fotografie, dem Bearbeiten der Bilder und dem Fertigen eines Layouts des eigenen Buches mit helgoländischen und deutschen Texten beschäftigen sich hier die Schüler intensiv mit ihrer Umwelt, der Insel und ihrer Geschichte, eingebunden in die Sprache.
So entstanden z.B. eine Straßenkarte für Gäste auf Helgoländisch, diverse Fotobücher und Plakate über verschiedene Bereiche der Insel ( Tiirn fan‘ t Lun = Tiere auf Helgoland; Stroaten en Goater = Straßen und Gassen nach dem Motto: wir googeln unsere Insel; Deät Akworium = das Aquarium und vieles mehr)
Das Lehrbuch „Wi lear Halunder“ können Interessierte zusammen mit einer CD im Museum Helgoland erwerben. Über den Museumsverein Helgoland als Herausgeber bekommt die Schule immer wieder neue Lehrbücher, so dass wir jedes Kind mit einem Buch versorgen können, welches dann die Grundschulzeit über von ihm genutzt werden kann.